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Art of Solodrumming

Gleich drei Videos "Art of Solodrumming" (Vol. 1, 2 und 3) präsentiert der Ausnahmetrommler Joachim Fuchs-Charrier, in denen er auf lockere Art und Weise, spannend und unterhaltsam, seine überaus hochkarätige Kunst des Schlagzeugspielens dokumentiert. Der Schwerpunkt seiner Darbietung liegt in der individuellen Kunstfertigkeit des solistischen Trommelns, insofern der Titel "Art of Solodrumming" mit treffsicherer Headline Inhalt und Qualität des Ton/Bild-Werkes umschreibt. Wer sich also eher basisorientiert mit einfachen Dingen beschäftigen möchte, der ist mit diesen Videos völlig überfordert, denn Joachim Fuchs-Charrier steigt vom ersten Moment an auf sehr hohem Niveau ein und präsentiert hochtechnische und kompliziert verknüpfte Grooves, Polyrhythmen und Licks, die - auf der Basis traditioneller Rhythmen neu entwickelt - aufs Drumset übertragen werden. Das Ganze weiß er mit leichter Schmunzelverpackung als feuerwerksartige Drumexplosion in atemberaubendem Tempo zum Besten zu geben.

In Vol. 1 geht's um "Jazzrhythmen und afrokubanische Rhythmen für das Drumset". Wer sich ein wenig mit dieser rhythmischen Kultur auskennt, wird sicherlich so manche Grooves und Trommelmelodien erkennen, die dann im Verlauf der Videodemonstrationen ständig modifizierten Rhythmusarrangements ein stets verändertes Bild erfahren. Interessant sind die nach jeder Soloperformance folgenden Stilanalysen. Hier nimmt er sich eine Menge Zeit, um anhand ausgewählter Groove-Basics Teile des Solos zu zerlegen und einzelne Elemente in nachvollziehbarem Tempo zu erklären.

Von selbiger Hochkarätigkeit zeugt auch das zweite Video (Vol.2) mit "Polyrhythmen aus Westafrika". Auch in diesen Bildern kommt die gepflegte Powerdrummer-Mentalität des Schlagzeugers Joachim Fuchs-Charrier nicht zu kurz und der Konsument muss gar aufpassen, von diesen unglaublich dichten Trommelsalven nicht erschlagen zu werden. Erfrischend treten immer wieder die stilanalythischen Zwischenphasen in Erscheinung und erholsam wirken auch interessante Adaptionen afrikanischer Grooves, die, auf Toms und Rims mit Besen gespielt, besonders musikalisch herausgearbeitet sind.

Das dritte Tape (Vol. 3) beschäftigt sich mit "arabischen, persischen und ostafrikanischen Rhythmen". Und wiederum trommelt Joachim Fuchs-Charrier als wäre der Teufel hinter ihm her, doch so manche Kameraeinstellungen offenbaren auch hier das menschliche Element, wenn ein Arsenal an Fußpedalen für Bassdrums und HiHats mittels Birkenstockschlappen betätigt wird.

Die drei Videos haben, bis auf Vol. 3 mit ca. 50 Minuten, je eine Laufzeit von etwa anderthalb Stunden. Da bleibt dann kein Auge mehr trocken, denn bereits nach dem Genuss eines einzigen Videos hat man sich mit der Vollbedienung abgefahrenster Grooves so richtig die Kante gegeben, doch der ambitionierte Schlagzeuger wird sicherlich so manche Inspiration für eigene Ideen aus Joachim Fuchs-Charriers "Art of Solodrumming" herausziehen können, zumal einige interessante "Warm-Up"-Studien (Vol. 3) als sinnvolle Maßnahme ebenso zu Wort kommen.

Tom Schäfer
Sticks 1/1997
 

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